Das Berner Kunstmuseum muss seine Ausbaupläne wohl verschieben
Kulturveranstalter sind enttäuscht: Der Kanton Bern will seinen Beitrag für die Erweiterung des Kunstmuseums um fünf Jahre verschieben. Das Projekt dürfte sich entsprechend verzögern.
Bernhard Giger nimmt kein Blatt vor den Mund: «Einmal mehr wird bei der Kultur gespart», sagt der Präsident von Bekult, dem Dachverband der Berner Kulturveranstalter. Grund für den Unmut von Giger: Der Kanton hat derzeit einen hohen Investitionsbedarf. Deshalb will er unter anderem die Finanzierung für die Erweiterung des Kunstmuseums um fünf Jahre verschieben.
Die Erweiterung des Kunstmuseums könnte für die Stadt Bern zu einem Leuchtturmprojekt werden. Aber im Kanton gebe es dafür nur eine kleine Lobby, weil mit Kultur keine Wahlen zu gewinnen seien, sagt Giger. «Regierungsrätin Beatrice Simon (BDP) ist nicht auf die Stimmen der Stadt und der Kulturszene angewiesen», sagt Giger.
Präsentation im September
Beim Kunstmuseum ist man zuversichtlicher. Jonathan Gimmel, der Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum/Zentrum Paul Klee, nimmt mit Genugtuung zur Kenntnis, dass die Erweiterung des Hauses unbestritten ist. Sie sei fester Bestandteil der kantonalen Finanzplanung geblieben. «Alles andere hätte mich aber überrascht», sagt Gimmel. Denn der Dialog mit dem Regierungsrat sei gut, und mit der zuständigen Erziehungsdirektorin Christine Häsler (Grüne) pflege er einen offenen Austausch. Der Aufschub des Kantonsbeitrags habe allenfalls Auswirkungen auf Baubeginn und Detailplanung. «Es gibt aber keinen Grund, nun die Planung abzuändern», sagt Gimmel.
In der ersten Hälfte September werde man die Lösungen für die drei Varianten präsentieren, die man Ende letzten Jahres aufgrund einer Machbarkeitsstudie vorgestellt habe, sagt Gimmel. Die Konzepte reichen von der Sanierung des Atelier-5-Anbaus bis zum Ersatzneubau.
Polizeigebäude fest eingeplant
Neu wird nun in allen drei Varianten auch das angrenzende Bürogebäude der Polizei mit einbezogen, führt Gimmel weiter aus. Bisher hatten die Verantwortlichen dies nur für die Maximalvariante vorgesehen. Diese trug denn auch den Namen «Dreiklang», weil darin nebst dem historischen Stettlerbau und dem Ersatzneubau für das Atelier-5-Gebäude auch das Bürogebäude der Polizei einbezogen wird.
Inwiefern die Ausweitung des Perimeters für die beiden günstigeren Varianten diese verteuert, sagt Gimmel nicht. In den letzten Monaten wurden im Rahmen einer öffentlichen Debatte zudem Anregungen für das «Museum der Zukunft» gesammelt, die in die Varianten eingeflossen sind. In der Machbarkeitsstudie lag der Kostenrahmen für alle Varianten zwischen 56 und 82 Millionen Franken.
Sieben bis zehn Jahre Zeit
Laut Gimmel soll der Variantenentscheid noch im Herbst gefällt werden. Nach wie vor sei geplant, den Wettbewerb in diesem Jahr zu lancieren, damit 2020/21 ein konkretes Projekt vorliege. «Wir gehen aber erst in den Wettbewerb, wenn 85 Prozent vorfinanziert sind.» Das ist nur dann der Fall, wenn sowohl der Kanton als auch Milliardär Hansjörg Wyss die in Aussicht gestellten Beiträge auch bezahlen.
Der Kanton will 40 Millionen Franken geben. Weitere 20 Millionen Franken sollen von Wyss kommen. Gimmel ist zuversichtlich, dass der Grosse Rat die 40 Millionen gutheissen wird, wenn ein konkretes Projekt vorliegt. Der Zeitpunkt des Entscheids ist für ihn sekundär. Der zeitliche Spielraum bis zum Baubeginn betrage nach der Notsanierung des Atelier-5-Baus allerdings nur sieben bis zehn Jahre. Der Ersatzneubau müsse also wie geplant erfolgen – unter Einbezug des Polizeigebäudes, das aber erst 2026 frei werde. «Allein dieser Umstand hat die Planung um ein Jahr verzögert», sagt Gimmel.
Ein Fingerzeig des Kantons?
In der Politik findet man es müssig, zu einzelnen Investitionsaufschüben Stellung zu nehmen. «Das Kunstmuseum gehört wie die Fachhochschulen zur Infrastruktur, in die investiert werden muss», sagt Grossrätin Natalie Imboden (Grüne). Not tue nun eine Lockerung der Schuldenbremse und die Schaffung des von der Regierung gewünschten Investitionsfonds, sagt Imboden. Ratskollege Adrian Haas (FDP) vermisst eine Gesamtsicht bei der Investitionsplanung. Beim Kunstmuseum müsse man den Aufschub aber wohl auch als Hinweis verstehen, sich nicht für die maximale Ausbauvariante zu entscheiden, sagt Haas.
Stadtpräsident Alec von Graffenried sieht das anders. Für ihn hat der Kanton kein Statement zum Projekt abgegeben. «Es handelt sich bloss um eine Aussage im Rahmen der Finanzplanung.» Der Kanton werde sich später zum Erweiterungsprojekt äussern, sagt von Graffenried.
Zum Artikel (Der Bund, Bernhard Ott): Das Berner Kunstmuseum muss seine Ausbaupläne wohl verschieben
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