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Zuerst die Debatte, dann das Geld

Jonathan Gimmel, der neue Ad-Interims-Präsident der Dachstiftung, plant eine öffentliche Debatte über das Kunstmuseum der Zukunft.

Herr Gimmel, sind Sie der neue Star, der die Debatte über die Erweiterung des Kunstmuseums deblockiert hat?

Es gibt keine Stars in der Dachstiftung Kunstmuseum/Zentrum Paul Klee, sondern ein Miteinander. Ich bin froh, dass ich zum Diskurs über die Zukunft des Museums beitragen kann.

Im Moment gibt es allenfalls Geld für ein Upgrade des bestehenden Museumsanbaus. Woher wollen Sie das Geld für die Erweiterungsvarianten nehmen?

Die Suche nach Geld als isoliertes Gut ist der falsche Ansatz. Erst wenn wir Mehrwerte schaffen, kann über Geld gesprochen werden. Als Dachstiftung müssen wir aufzeigen, warum es das Museum der Zukunft braucht, warum es sich lohnt, für Gegenwartskunst einzustehen, und welche Leistungen die Kunst und die Auseinandersetzung mit ihr der Gesellschaft bringt. Dies streben wir im nächsten halben Jahr durch den Einbezug der Öffentlichkeit an, unter anderem mit moderierten Panelveranstaltungen.

Sie wollen potenzielle Geldgeber mit inhaltlichen Debatten überzeugen?

Ja, auch. Wir wollen Anforderungen an das Museum der Zukunft diskutieren. Im digitalen Zeitalter gehören dazu Themen wie der Einbezug der neuen Medien, das Überwinden des Generationengrabens und eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst. Zudem gilt es, unserer internationalen Verantwortung im Bereich der Provenienzforschung und im Umgang mit dem Gurlitt-Erbe Rechnung zu tragen sowie beste Rahmenbedingungen für die Stärkung des Kunstplatzes Bern zu schaffen.

Wird es bei einem blossen Uprade des bestehenden Anbaus überhaupt einen Umbau der Hodlerstrasse zur Kunstmeile geben?

Bei einem blossen Uprade des bestehenden Anbaus bleiben wir natürlich limitiert. Es wäre ein Ausrichten auf die Realitäten. Das Weiterdenken am Umbau der Hodlerstrasse und am Einbezug des angrenzenden Bürogebäudes der Polizei würde dadurch aber sicher nicht verunmöglicht.

Der Variantenentscheid wäre also kein Präjudiz für oder gegen die Realisierung der Kunstmeile Hodlerstrasse?

In meiner Interpretation nicht. Ein Entscheid für ein blosses Upgrade wäre aber keine Neuerfindung des Museums.

Ist es ein Vorteil oder ein Nachteil für Sie, wenn Sie als städtischer Angestellter mit städtischen Stellen verhandeln müssen?

Als langjähriger Verantwortlicher für Personal und Finanzen in der Stadtberner Präsidialdirektion verfüge ich über ein grosses Netzwerk. Zudem weiss ich aus langjährige Erfahrung als Gemeinderat und Parlamentsmitglied in einer Agglomerationsgemeinde um die politischen Realitäten im Kanton und um die Wichtigkeit von Begegnungen auf Augenhöhe.

In den Erweiterungsplänen wird nur noch das Bürogebäude der Polizei einbezogen. Ist die Nutzung der Polizei-Garage vom Tisch?

In der Machbarkeitsstudie geht es um das Bürogebäude und nicht um die Garage. Für mich ist das Miteinander von Kunst und Sicherheit eine gute Ausgangslage. Es widerspiegelt die Realität in unserer Gesellschaft.

Laut Regierungsrat Christoph Neuhaus wird auch eine Verschiebung des Poizeipostens geprüft. Das wäre wohl der Best Case für Sie?

Das sind die grossen Bewegungen, die ich nicht beeinflussen kann. Es ist auch nicht mein Thema. Es geht der Dachstiftung nicht um die Alternative Museum oder Polizeinutzung. Ich bin sicher, dass wir mit der Polizei eine Lösung für das heutige Polizei-Bürogebäude finden werden.


Bis zu 82 Millionen Franken

Jonathan Gimmel, der neue Ad-interim-Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum/Zentrum Paul Klee, hat gestern einen ambitiösen Zeitplan präsentiert: Bis im Sommer 2019 sollen Ziele, Inhalte und Rahmenbedingungen für den Museumsbau der Zukunft öffentlich diskutiert werden. Grundlage hierfür sind die Ausbauvarianten, die eine Machbarkeitsstudie vorschlägt:

Minimalvariante ist ein Upgrade des bestehenden Atelier 5-Anbaus. Nutzfläche: 6600 Quadratmeter. Kosten: 56 – 66 Millionen Franken. 

Die bescheidenere Erweiterungsvariante sieht einen Ersatzneubau anstelle des Atelier 5-Anbaus vor. Nutzfläche: 7300 Quadratmeter. Kosten: 65 – 75 Millionen Franken.

Die Maximalvariante «Dreiklang» bezieht zusätzlich zum Ersatzneubau das angrenzende Bürogebäude der Polizei mit ein. Nutzfläche: 8900 Quadratmeter. Kosten: 72 – 82 Millionen Franken.

Der Kanton hat zur Zeit vierzig Millionen Franken in Aussicht gestellt, vorbehältlich der Zustimmung des Grossen Rates. Milliardär Hansjörg Wyss will zwanzig Millionen Franken beisteuern. Für die Erweiterungsvarianten braucht es demnach noch Geld.Laut Gimmel wird die Dachstiftung aufgrund der öffentlichen Debatte einen Variantenentscheid fällen, auf dessen Basis im Sommer 2019 der Architekturwettbewerb startet. Dieser dauert bis Ende 2020. Die Realisierung wird fünf weitere Jahre in Anspruch nehmen. Zu diesem Zeitpunkt wird auch die Polizei Teile ihrer Infrastruktur aus der Kaserne Waisenhaus ins neue Polizeizentrum in Niederwangen transferieren.Die Erweiterungsvarianten sehen auch einen Einbezug des Aussenraums vor: Nebst dem Bau eines neuen Fusswegs entlang der Kante des Aarehangs soll die Hodlerstrasse zu einer Kulturmeile aufgewertet werden. Der Haupteingang zum Museum ist im Ersatzneubau geplant, was eine Öffnung gegenüber dem Progr symbolisiert. Von der Entfernung des Verkehrs aus der Hodlerstrasse ist man aber noch weit entfernt. Laut Verkehrsplaner Karl Vogel wird zur Zeit eine Verkehrsstudie ausgearbeitet, die eine Attraktivierung und Verkehrsberuhigung zum Ziel hat. Die Verlegung der Ausfahrt des Metro-Parkings wäre eine wesentliches Element zur Attraktivierung der Hodlerstrasse. «Ob sie auch machbar wäre, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht geklärt», sagt Vogel.

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